Was unterscheidet Coaching von Psychotherapie?

Die Grundlage sowohl für Therapie als auch für Coaching bilden wissenschaftliche Theorien und Experimente aus der Psychologie, z. B. aus der Lernpsychologie, aus der Systemtheorie oder Kommunikationstheorie. Aus diesen psychologischen Erkenntnissen haben sich verschiedene Denkschulen und Methoden der Prozessgestaltung entwickelt, die sowohl in der Psychotherapie als auch im Coaching angewendet werden. Auch hinsichtlich der allgemeinen Zielsetzung sind sich Coaching und Therapie recht ähnlich: Es geht um die Vermittlung von Hilfe zur Selbsthilfe, also der Stärkung von eigenen Ressourcen zur Problembewältigung.

Soviel zu den Gemeinsamkeiten. Aber wo liegen die Unterschiede?

Der Hauptunterschied liegt bei der Störungstiefe. Das bedeutet, dass Coaching nur dann möglich und sinnvoll ist, wenn der Ratsuchende psychisch gesund ist und über ausreichende Fähigkeiten zur Selbststeuerung in seinem Alltag verfügt. Der Klient braucht lediglich zu einem spezifischen Aspekt seines (Berufs-)Lebens Klärung und Unterstützung. Psychotherapie sollte in Anspruch genommen werden, wenn eine Person bei der Bewältigung ihres Alltags nachhaltig eingeschränkt ist, z. B. aufgrund von existenziellen Grenzsituationen mit tiefen emotionalen Erschütterungen und/oder dem Gefühl der Aussichtslosigkeit. Nicht umsonst spricht man in der Therapie von „Patienten“ und im Coaching dagegen von „Klienten“ oder „Coachees“.

Wichtig zu wissen ist in jedem Fall, dass nur ein Psychotherapeut oder Psychologe berechtigt ist, Diagnosen zu erstellen und entsprechende Heilanwendungen anzuordnen oder vorzunehmen. Das kann und darf der Coach nicht. Sie sollten sich deshalb nicht wundern, wenn Ihnen Ihr Coach im gegebenen Fall vorschlägt, sich zum Arzt oder in psychotherapeutische Behandlung zu begeben. Er möchte Sie dann nicht als „irre“ hinstellen und loswerden, sondern handelt verantwortungsvoll und trägt dafür Sorge, dass Sie die bestmögliche Hilfe für Ihr Problem erhalten.